Glückselig. War gestern, oder? Eine Aneignung


Uraufführung
30. April 2023
brut Wien

Bühne, ca. 65 min.

Idee und Konzept Andrea Amort Choreografie und Tanz Lea Karnutsch, Rebekka Pichler, Eva-Maria Schaller, Katharina Senk Dramaturgie Andrea Amort und Inge Gappmaier

Einstudierung des originalen Solos von Grete Wiesenthal Wein, Weib und Gesang Susanne Kirnbauer Einblick in überliefertes Tanz-Repertoire von Grete Wiesenthal Jolantha Seyfried Tanzweise von Grete Wiesenthal Anita Kidritsch Kontext Isadora Duncan – Natural Movement Jacqueline Waltz Kontext Volkstanz um 1900 Else Schmidt  Coaching Sigrid Reisenberger Musik Johann Strauß (Sohn), Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Franz Schreker sowie Verena Zeiner und Wolfgang Schlögl, Ferdinand Doblhammer, Soap & Skin Musikalische Einrichtung Marlene Lacherstorfer Video Johannes Gierlinger und Mira Klug Lichtdesign Jan Wagner Kostüme awareness & consciousness Ergänzungen Ruth Erharter Fotografie Natali Glišić Produktionsleitung und technische Probenleitung Inge Gappmaier Künstlerische Gesamtleitung Andrea Amort

Eine Koproduktion des Vereins Lebendiges Tanzarchiv Wien (Andrea Amort) und brut Wien.

Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Wien Kultur und des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport. Dank für die Nutzung von Proberäumen an der MUK Wien und im Besonderen an Nikolaus Selimov.



Programmheft

Was macht es mit mir, mit uns, das Schwingen und Drehen in Schräglage? Schwankend, kippend, Sphärisches suggerierend. Eine Frau, oder nicht, aus der anderen Zeit kommend, in eine andere tanzend. Was tut uns Bewegung an, solche gefährliche Wohligkeit verströmend? Ist das Glückseligkeit, so gar nicht gefährdet? Und das alles ganz im Ernst, ohne Arg. Wir probieren es trotzdem.

Grete Wiesenthals spezielle Tanzweise, die in der Wiener jungen freien Szene vor dem Ersten Weltkrieg Furore machte, ist Patin dieses Stücks. Wir mussten sie uns erst aneignen, um uns dann in ihr auszulassen und ins Jetzt zu fallen.

Der Verein Lebendiges Tanzarchiv Wien forscht in Theorie und Praxis nach dem Stellenwert von tanzhistorischer Vergangenheit für ein performatives Heute. Nach den sehr unterschiedlichen Auseinandersetzungen mit Leben und Werk der Kommunistin und Nazi-Gegnerin Hanna Berger und der formstrengen Bewegungsanalytikerin und Idealistin Rosalia Chladek steht nun die nach dionysischem, rauschhaftem Erleben suchende Grete Wiesenthal im Zentrum. Dieses Mal suchen Künstlerinnen in der von Zeitschichten und unterschiedlichen Arten der Weitergabe überlagerten Tanzweise „das Eigentliche“ zu finden und es auf seine aktuelle Wirkung und Möglichkeiten einer kreativ-kritischen Weiterführung zu testen. Kein Museum wird da gebaut, sondern der Zugriff auf Geschichte wird lebendig.

Grete Wiesenthal kündigte 1907 ihre Stelle an der Wiener Hofoper, um frei und unabhängig eigene, neue Tänze machen zu können. Gustav Mahler, Alfred Roller und Hugo von Hofmannsthal gehörten zu ihren Mentoren. Von Einfluss war Marie Lang, Frauenrechtlerin und Mitherausgeberin der Zeitschrift Dokumente der Frauen. Feministische Inspiration kam auch von Isadora Duncan, auch wenn sie einander nie begegneten. Mit Grete Wiesenthal kann der Beginn der europäischen Moderne im künstlerischen Tanz festgemacht werden.


30., 31. März und 1. April 2023
brut Wien